Man liest es immer häufiger und letztens auch in einem Artikel des Sonntags Report im Landkreis Leer, die Prozessionsspinner sind auf dem Vormarsch in den Norden von Mitteleuropa. Doch was ist dabei das Problem und warum sollten auch Tierhalter ihren Garten und den Gassi-Weg besonders gut im Auge behalten?
Prozessionsspinner (Thaumetopoeinae) sind Nachtfalter aus der Familie der Zahnspinner (Notodontidae). Es gibt etwas über 100 verschiedene Arten und für Tier und Mensch in Nordeuropa sind hauptsächlich der Eichen- und der Kiefern-Prozessionsspinner von Bedeutung. Im Mittelmeerraum ist noch der Pinien-Prozessionsspinner von Interesse.
Für den Menschen und unsere Tiere ist aber gar nicht der unauffällige Nachtfalter, das erwachsene Tier, das Problem, sondern die Raupen, bei denen sich ab der dritten Verpuppung Brennhaare mit Wiederhaken auf dem Rücken entwickeln. Und als wären Brennhaare nicht schon interessant genug, enthalten die Brennhaare außerdem noch das Nesselgift Thaumetopoein.
Ab April/Anfang Mai können in den bevorzugten Bäumen, Eichen, Hainbuchen und Kiefern, die großen Raupennester (Gespinst) gefunden werden, in die sich die älteren Raupen zur Verpuppung zurück ziehen. Auch die "Prozessionen" aus 20 bis 30 Raupen, die gemeinsam auf Nahrungssuche gehen und dem Falter seinen Namen geben, sind während dieser Zeit zu beobachten.
Wie oben beschrieben, bilden die Raupen ab der dritten Verpuppung Brennhaare inklusive eines Nesselgiftes und können deshalb für uns Menschen und auch für unsere Haustiere zur Gefahren werden. Die Brennhaare brechen sehr leicht ab, werden vom Wind verwirbelt und reichern sich in den Gespinst-Nestern der Raupen an.
Kommen die Brennhaare in Kontakt mit ungeschützter Haut, können sie eine Immunreaktion in Form von Juckreiz, Hautentzündungen und juckenden Quaddeln auf der Haut auslösen. Bei Kontakt mit den Schleimhäuten können heftige Reaktionen, wie Schwellungen und Entzündungen, entstehen.
Unsere Tiere sind am Körper größtenteils durch ihr Fell vor der Brennhaaren geschützt. Doch im Bereich des Kopfes und der Pfoten sind auch sie anfällig für die Reaktionen auf die Brennhaare und das Gift.
Vor allem Hunde können beim Schnüffeln in Kontakt mit den Raupen oder auch den Nestern der Raupen kommen. Doch auch Freigänger-Katzen, Pferde, Kühe, usw., interessieren sich für die Raupen-Prozessionen oder können in Kontakt mit einem Raupen-Nest kommen.
Unsere Tiere sind deshalb besonders anfällig für starke Reaktionen im Bereich von Maul, Zunge, Nase, Lunge und Augen, aber auch im Magen und an den Pfoten.
Das Magazin Zooplus beschreibt in einem Online-Artikel der Tierärztin Franziska Pantelic folgende Symptome, die durch den Kontakt mit Prozessionsspinnern beim Hund ausgelöst werden können:
"Je nachdem welche Organe mit den Brennhaaren in Kontakt gekommen sind, treten folgende Symptome auf:
Sie sehen: der Kontakt zu den Prozessionsspinnerraupen kann schnell lebensgefährlich werden. Deshalb suchen Sie in jedem Fall so schnell wie möglich einen Tierarzt auf."
(Zitat aus dem Online-Artikel "Prozessionsspinner: Gefahr für Mensch und Hund" , Verfasst von Franziska Pantelic, Tierärztin, zuletzt geändert 12/05/2025, letzter Zugriff am 08. Juni 2025, 14:00 Uhr)
Wie in dem Artikel oben beschrieben, sollte bei einem Kontakt oder dem Verdacht auf einen Kontakt mit einer Prozessionsspinner-Raupe oder einem Raupen-Nest, sofort ein Tierarzt konsultiert werden. Vor allem wenn der Verdacht nahe liegt, dass das Haustier im Bereich des Kopfes oder des Mauls mit den Brennhaaren in Kontakt gekommen ist.
Als Erste-Hilfe-Maßnahme kann das Spülen mit viel (lauwarmen) Wasser helfen. Dabei muss jedoch unbedingt darauf geachtet werden, dass ausschließlich (ab)gespült und auf keinen Fall "gerieben" wird. Ein Reiben oder Rubbeln kann zur Verteilung der Brennhaare im betroffenen Bereich und zu zusätzlichen Reaktionen der Haut oder Schleimhäute führen.
Ähnlich wie bei einem Insektenstich kann es helfen, dem Tier auf dem Weg zum Tierarzt Eis zum Schlecken anzubieten und so Maul und Rachen zu kühlen. Im Idealfall sind Eiswürfel zur Hand, in einem solchen Fall rät aber sogar Martin Rütter dazu: ".....lieber den Durchfall nach einem Liter Vanille-Eis in Kauf nehmen, als das Ersticken des Hundes."
Der Landkreis Leer bietet die Möglichkeit verdächtige Nester an Bäumen online zu melden. Die Behörden prüfen dann die Sichtungen und tragen sie ggf. in eine interaktive Karte ein und übernehmen die Entfernung der Gespinste und der Raupen im öffentlichen Raum.
Auch auf der Karte sichtbar werden die Fehlmeldungen, bei denen es Verwechslungen mit den harmlosen Gespinstmotten gegeben hat. Diese Raupen bilden auch weiße Gespinste, die zum Teil ganze Bäume einspinnen können, sie sind aber harmlos für Mensch und Tier.
Auf dem eigenen Grundstück sind die Besitzer für das Entfernen selber verantwortlich. Der Landkreis rät dringend dazu Nester und Raupen nicht selbstständig zu entfernen, sondern Profis zu beauftragen.
Die Entfernung erfolgt häufig über das Absaugen von Raupen und Nestern und verhindern so das Lösen und Verwirbeln der Brennhaare.
Link zur Meldung gesichteter Nester und Raupen im Landkreis Leer: Eichenprozessionsspinner: Bürger können Sichtung online melden
Folgende Links führen zu weiteren Online-Artikeln, die sich mit dem Thema "Prozessionsspinner" beschäftigen:
Link zur Wikipedia-Seite Eichen-Prozessionsspinner
Link zur Wikipedia- Seite Kiefern-Prozessionsspinner
Blogbeitrag eines Interviews mit einem Tierarzt auf der Homepage von AniForte: Eichenprozessionsspinner bei Haustieren
Beitrag auf der Homepage des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat: "Gefahr durch den Eichenprozessionsspinner"
In diesem Artikel der NABU wird eigehender auf die Möglichkeiten zur Bekämpfung der Raupen und der Nester eingegangen: "Wie gefährlich sind Eichenprozessionsspinner?"
Dieser Artikel auf der medpets.de-Homepage enthält weitere Tipps zur Ersten-Hilfe nach einem Kontakt mit Prozessionsspinner-Raupen, während der Weg zum Tierarzt vorbereitet wird: Erste-Hilfe beim Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner
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